Basis Trades unter Druck – Wie Hedgefonds-Strategien den US-Anleihemarkt destabilisieren können
Nach dem jüngsten Zollschub der US-Regierung auf Importe geriet der Markt für US-Staatsanleihen Anfang April stark unter Druck. Die Rendite zehnjähriger Treasuries sprang auf Wochensicht so stark wie seit 2001 nicht mehr – und rief Spekulationen über eine mögliche Marktverzerrung durch sogenannte Basis Trades auf den Plan.
Dabei handelt es sich um eine Hedgefonds-Strategie, bei der Investoren Kursdifferenzen zwischen Anleihe-Futures und den zugrunde liegenden Kassabonds ausnutzen. Wenn etwa Futures überbewertet sind – oft wegen der hohen Nachfrage institutioneller Anleger – verkaufen Hedgefonds diese Kontrakte und kaufen gleichzeitig die günstigeren physischen Anleihen. Gewinne entstehen durch das „Glattziehen“ der Preisdifferenz. Da die Marge minimal ist, setzen Fonds dafür oft auf extremen Leverage – mit bis zu 50-facher Kreditaufnahme.
Dieses Vorgehen funktioniert in ruhigen Märkten – doch bei plötzlichen Ausschlägen droht der Kollaps. Steigen kurzfristige Finanzierungskosten oder sinken Bondpreise unerwartet, müssen Fonds ihre Positionen rasch auflösen. Das setzt zusätzliche Verkäufe in Gang, die Preise weiter drücken. Genau das könnte im April geschehen sein, als die Unsicherheit über Trumps Zölle auf Halbleiter und Elektronik die Märkte erfasste.
Zwar bleiben eindeutige Beweise für eine systemische Störung aus – das US-Finanzministerium sprach von einer „unangenehmen, aber normalen“ Deleveraging-Phase. Doch Regulatoren wie Fed, SEC und BIS beobachten die Entwicklung mit Sorge. Denn Basis Trades sind oft außerbörslich und nicht zentral abgewickelt – was Transparenz und Kontrolle erschwert. Die US-Börsenaufsicht drängt deshalb darauf, mehr solcher Geschäfte in Clearingstellen zu zwingen.
Schon 2020 trug das plötzliche Auflösen von Basis Trades während der Corona-Panik zur Marktinstabilität bei. Damals musste die Fed mit Notfallprogrammen eingreifen, um Liquidität zu sichern. Ein Expertenpanel empfahl im März 2025 die Einrichtung eines ständigen Backup-Mechanismus, um Basis Trades in Krisenzeiten geordnet abwickeln zu können.
Seit Anfang 2023 erlebt die Strategie ein Comeback. Der Zinsanstieg und die wachsenden US-Staatsdefizite haben die Kurslücke zwischen Futures und Kassabonds wieder geöffnet – und damit das Interesse der Fonds neu entfacht. Doch das aktuelle Umfeld – geprägt von geopolitischer Unsicherheit, wachsendem Bondangebot und sinkender Auslandsnachfrage – macht Basis Trades erneut anfällig.
Ob sie diesmal wirklich der Haupttreiber der Marktturbulenzen waren, bleibt offen. Doch der Fall zeigt einmal mehr, wie fragil selbst als „sicher“ geltende Märkte wie der für US-Treasuries sein können, wenn Finanzstrategien mit hohem Fremdkapitaleinsatz auf die Realität treffen.