Notfälle

Auto fährt bei Straßenfest in Menge - elf Tote in Vancouver

27. April 2025, 19:44 Uhr · Quelle: dpa
Auto fährt in Menge - mehrere Tote in Kanada
Foto: Rich Lam/The Canadian Press/AP/dpa
Die Polizei in Vancouver sichert den Tatort.
«Da fliegen Leute»: Zeugen berichten von schrecklichen Szenen. Ein Terrorakt war es nach Überzeugung der Polizei nicht. Der mutmaßliche Täter sei den Behörden bereits bekannt gewesen.

Vancouver (dpa) - Bei einem Straßenfest der philippinischen Gemeinde im kanadischen Vancouver ist ein Mann mit einem Auto in eine Menschenmenge gefahren und hat mindestens elf Menschen getötet. Dutzende Menschen seien zudem verletzt worden, einige schwer, sagte Steve Rai von der Polizei in Vancouver bei einer Pressekonferenz. «Die Zahl der Toten könnte in den kommenden Tagen und Wochen noch ansteigen.» 

Zuvor hatte die Polizei von neun Toten gesprochen. Unter den Toten seien auch «junge Menschen», es handele sich um Männer und Frauen, sagte Rai. «Dies ist der dunkelste Tag in der Geschichte unsere Stadt.» In örtlichen Medien schilderten Zeugen eine grausame Szene der Verwüstung. Die Flaggen der städtischen Gebäude in der Metropole wurden auf Anordnung der Stadtverwaltung auf halbmast gesetzt.

Gab vorab keine Drohungen

Der verdächtige 30-Jährige, der den Angaben zufolge alleine in dem Auto saß und nach dem Vorfall festgenommen worden war, sei nach wie vor in Untersuchungshaft. Er lebe in Vancouver, das Auto gehöre «jemanden in Zusammenhang mit der Familie». 

Sowohl die Polizei als auch Einrichtungen für psychische Gesundheit in der Stadt hätten in der Vergangenheit schon mehrfach mit ihm zu tun gehabt. Von einem Terrorakt geht die Polizei nicht aus. Es habe vor dem Straßenfest keine Drohungen oder Ähnliches gegeben. 

König Charles III. «zutiefst betrübt»

Der britische König Charles III., der auch Staatsoberhaupt Kanadas ist, zeigte sich tief betroffen. «Meine Frau und ich waren zutiefst betrübt, als wir von dem furchtbaren Angriff und dem tragischen Verlust von Menschenleben in Vancouver erfuhren (...)», hieß es in einer Mitteilung des 76-jährigen Monarchen auf dem X-Account der Königsfamilie. Er fügte hinzu: «Unsere Herzen und Gebete sind bei allen, deren Leben durch diese schreckliche Tragödie erschüttert wurde, und wir übermitteln unser tiefstes Mitgefühl in einer für so viele Menschen in Kanada äußerst qualvollen Zeit.» 

Der Vorfall passierte am Samstagabend im Südosten der Metropole an Kanadas Westküste, in der Nähe eines Parks und eines Friedhofs. Augenzeugen berichteten von einem zuvor fröhlichen Straßenfest mit Essensständen, Musik und Tausenden Besuchern. 

Nach einem Konzert zum Abschluss des Fests - einem Auftritt des auf den Philippinen geborenen Künstlers Apl.de.ap von der US-Hip-Hop-Gruppe Black Eyed Peas - waren noch viele Menschen auf den Straßen, als plötzlich ein SUV in einen für Fußgänger vorgesehenen Bereich fuhr, wie örtliche Medien berichteten. Auf Fotos war später ein schwarzes Auto mit beschädigter Front zu sehen, das Polizisten untersuchen.

Passanten hielten mutmaßlichen Täter fest

Der Fahrer soll den Berichten nach versucht haben, zu Fuß zu fliehen. Passanten hielten ihn nach Angaben der Polizei aber am Ort des Geschehens fest. Dann sei er von Beamten in Gewahrsam genommen worden. 

Der 30-Jährige aus Vancouver sei der einzige Verdächtige und der Polizei bereits bekannt gewesen, sagte ein Polizeivertreter bei einer Pressekonferenz. Nähere Angaben zu dem Mann und möglichen Hintergründen machte er zunächst nicht. Am Montag finden in Kanada Parlamentswahlen statt.

Anlass des Festes war der Lapu Lapu-Tag zu Ehren des gleichnamigen philippinischen Nationalhelden. Lapu Lapu verhinderte 1521 die Kolonialisierung des Archipels. Seit 2023 ist der 27. April offiziell der Lapu Lapu-Tag in der kanadischen Provinz British Columbia, zu der Vancouver gehört und wo nach jüngsten Zahlen der philippinischen Botschaft rund 3,5 Prozent der Bevölkerung Wurzeln in dem südostasiatischen Land hat. Das Straßenfest in Vancouver fand zum zweiten Mal statt.

«Etwas, das in den Staaten passiert - nicht hier»

«Es war, als würde man eine Bowlingkugel einschlagen sehen - alle Bowling-Pins und alle Kegel flogen in die Luft», erzählte der Zeuge und Journalist Kris Pangilinan dem öffentlichen Rundfunk CBC. Ein Mann namens Yoseb Vardeh, der auf dem Fest einen Food-Truck betrieben hatte, schilderte der Zeitung «Vancouver Sun», er habe einen aufheulenden Motor gehört. «Und dann schaue ich hoch und da fliegen Leute. Es ging einfach so verdammt schnell.» Er sei zusammengebrochen, als er nach Hause gekommen sei. «Das ist etwas, das in den Staaten passiert - nicht hier», sagte Vardeh mit Blick auf das Nachbarland USA.

Zwar ist bislang nicht klar, ob es sich in Vancouver um eine gezielte Tat des Fahrers handelt. Dennoch wecken die Szenen Erinnerungen an mehrere Anschläge in Deutschland, bei denen in den vergangenen Monaten ebenfalls Autos in eine Menschenmenge gesteuert wurden. Im Dezember wurden in Magdeburg sechs Menschen getötet, als ein Arzt aus Saudi-Arabien über den Weihnachtsmarkt raste. Mitte Februar fuhr ein junger Mann aus Afghanistan in München in eine Gruppe von Demonstranten, ein zweijähriges Mädchen und seine Mutter starben später an den Folgen. In Mannheim wurden Anfang März zwei Menschen getötet, als ein 40 Jahre alter Deutscher mit seinem Wagen durch die Fußgängerzone raste.

In der US-Stadt New Orleans kamen am Neujahrsmorgen 14 Menschen ums Leben, als ein Mann mit einem Pick-up-Truck in eine Menschenmenge im Ausgehviertel French Quarter fuhr. Der Täter, ein US-Bürger, starb bei einem Schusswechsel mit der Polizei. In seinem Wagen wurde eine schwarze Flagge der Terrormiliz Islamischer Staat entdeckt. In Nizza war im Jahr 2016 ein Tunesier auf einer Flaniermeile am französischen Nationalfeiertag mit einem tonnenschweren Lastwagen in eine Menschenmenge gerast und hatte auch auf Menschen geschossen - es gab 86 Todesopfer und mehr als 200 Verletzte.

Premierminister «erschüttert»

«Ich bin erschüttert über die schrecklichen Ereignisse auf dem Lapu Lapu-Festival in Vancouver heute Abend», schrieb Kanadas Premierminister Mark Carney auf der Plattform X. Auch sein konservativer Gegenkandidat bei der Wahl am Montag, Pierre Poilievre, zeigte sich auf X «geschockt». 

Der Bürgermeister von Vancouver, Ken Sim, schrieb dort, er sei schockiert und traurig über den Vorfall. «Unsere Gedanken sind bei allen Betroffenen und bei der philippinischen Gemeinschaft in Vancouver in dieser unglaublich schwierigen Zeit.»

Auch die Organisatoren des Festes zeigten sich geschockt. «Uns fehlen immer noch die Worte, um den tiefen Kummer auszudrücken, den diese sinnlose Tragödie ausgelöst hat», hieß es auf Instagram.

Zwei Mitglieder des regierenden Stadtrates sagten der «Vancouver Sun», normalerweise würden bei Stadtfesten die verkehrsberuhigten Straßen mit Lastwagen versperrt. Das sei diesmal nicht passiert - warum, blieb zunächst unklar.

Notfall / Kanada
27.04.2025 · 19:44 Uhr
[1 Kommentar]
Medizinisches Personal in einem Krankenhaus (Archiv)
Wiesbaden - Vollzeitbeschäftigte in Gesundheits- und Pflegeberufen verdienten im April 2024 im Mittel 4.048 Euro brutto ohne Sonderzahlungen. Das waren 1.219 Euro mehr als zehn Jahre zuvor, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag anlässlich des Internationalen Tag der Pflegenden am 12. Mai mitteilte. Im April 2014 hatten Vollzeitbeschäftigte in Gesundheits- und Pflegeberufen im […] (00)
vor 7 Minuten
1. Convenience statt Komplexität Intensives Dampfen erforderte bislang Coils, Wattewechsel und Liquid-Flaschen. Einweg-E-Shishas eliminieren diese Hürden vollständig: Die Geräte sind vorgefüllt, ziehen automatisch und gelangen nach Entleerung ins Recycling – ganz ohne Nachfüllen oder Einstellungsmenüs. Gelegenheitsdampfen wird so zur unkomplizierten Option ohne Ladegeräte oder Zubehör. 2. […] (00)
vor 25 Minuten
Webseite «Patina» von Minta Foundry auf einem Laptop
Berlin (dpa/tmn) - Wer bei der Arbeit am Rechner den klassischen Vinyl-Sound vermisst oder ihn vielleicht überhaupt erst kennenlernen möchte, braucht nicht zwingend einen Schallplatten-Spieler. Denn es gibt den Schallplatten-Simulator «Patina» des Sound-Design-Labels Minta Foundry. Das webbasierte Audio-Experiment simuliert den warmen, unperfekten Klang von Vinyl in jedem Browser. Einfach […] (00)
vor 8 Stunden
Oblivion Remastered ist bereits das drittbestverkaufte US-Spiel 2025, nach einer Woche
Obwohl das Spiel erst seit einer Woche auf dem Markt ist, hat es bereits den 3. Platz in den US-Verkaufscharts 2025 erreicht, nur hinter den riesigen Erfolgen von Monster Hunter: Wilds und Assassin’s Creed: Shadows. Diese Verkaufszahlen verdeutlichen, wie gut der Remaster-Titel bei den Spielern ankommt und wie stark die Nachfrage nach dem Klassiker von Bethesda auch Jahre nach der ursprünglichen […] (00)
vor 26 Minuten
«Warum ich?» startet Ende Juni
Der Autor von «Kafka» hat eine neue Anthologie-Serie geschrieben. Nach «Kafka» kehrt David Schalko mit der Serie Warum ich? ins deutsche Fernsehen zurück. Die sechsteilige Serie ist ab Freitag, 20. Juni 2025, in der ARD Mediathek abrufbar. Einen Termin für die lineare Ausstrahlung hat die ARD Degeto noch nicht bekannt gegeben. Die Produktion wurde im April und Mai in Wien gedreht. Hauptdarsteller waren Charly Hübner, Bjarne Mädel, Andrea […] (00)
vor 1 Stunde
Fußball-WM '78, Finale Argentinien - Niederlande 3:1 n.V.
Cordoba (dpa) - Der ehemalige Fußball-Weltmeister Luis Galván ist gestorben. Der Argentinier wurde 77 Jahre alt. Sowohl der argentinische Fußball-Verband als auch sein langjähriger Club Atlético Talleres aus Cordoba kondolierten der Familie des Verteidigers, der 1978 als Stammspieler den WM-Titel im eigenen Land gewann. Im Finale besiegte Argentinien damals die Niederlande mit 3: 1 nach Verlängerung. Am Dienstag sollen Fans in Cordoba eine […] (00)
vor 44 Minuten
ING verdient weniger – und trotzdem klatscht die Börse
Ein Gewinnrückgang – das klingt nach Alarmstufe Gelb. Doch wenn man sich die aktuellen Zahlen der ING anschaut, fragt man sich: Wo genau ist eigentlich das Problem? Die Bank meldet für das erste Quartal 2025 einen Nettogewinn von 1,46 Milliarden Euro – das sind zwar 7,8 Prozent weniger als im Vorjahr, aber immer noch mehr, als Analysten der Aktie zugetraut hatten. Die Prognose lag bei 1,40 […] (00)
vor 25 Minuten
Musikalische Sternstunden in der Beinheimer Kulturscheune:
Baden-Baden, 05.05.2025 (PresseBox) - Beinheim (F). Inmitten des idyllischen Ortes Beinheim bot eine unscheinbare Scheune am 26. April 2025 erneut einen außergewöhnlichen Rahmen für musikalische Begegnungen der besonderen Art. Die "Kulturscheune", initiiert und liebevoll kuratiert von der renommierten Komponistin und Pianistin Ursula Euteneuer-Rohrer, lud einen ausgewählten Kreis von Künstlern, […] (00)
vor 10 Stunden
 
Der Fall Bendels und die Frage nach der Grenze der Satire
Ein Meme wird zur Staatsaffäre Ein bearbeitetes Bild von Nancy Faeser mit einem gefälschten […] (07)
Elon Musk
Austin (dpa) - Ein fast fünf Meter hoher Maschendrahtzaun sorgt für Streit zwischen Elon Musk […] (00)
Frauke Petry
Berlin (dpa) - Die frühere AfD-Vorsitzende Frauke Petry will eine neue Partei gründen, die schon ab […] (05)
Nahostkonflikt - Jemen
Sanaa (dpa) - Nach dem Raketenbeschuss in der Nähe des Flughafens von Tel Aviv hat die […] (00)
Neues MacBook Pro soll noch 2025 auf den Markt erscheinen
Wie der Bloomberg-Autor Mark Gurman schrieb, soll noch in diesem Jahr ein neues […] (00)
RB Leipzig - Bayern München
München (dpa) - Titel-Debütant Harry Kane schwärmte auch am nächsten Tag noch von seiner ersten […] (03)
US-Wirtschaft schrumpft – und Trump gerät unter Druck
Die erste Zahl, die wehtut Minus 0,3 Prozent – klein auf dem Papier, groß in der Wirkung. Zum […] (02)
Meghan Trainor
(BANG) - Meghan Trainor schreibt derzeit "viel" neue Musik. Die Popsängerin ist mit dem 'Spy […] (00)
 
 
Suchbegriff