Ausbildung zum Übersetzer oder Dolmetscher in Deutschland

Wenn man gute Fremdsprachenkenntnisse hat oder eventuell sogar bilingual aufgewachsen ist, dann bietet sich der Beruf als Übersetzer oder Dolmetscher an. Ein Großteil der Arbeit kann problemlos aus dem Home-Office erledigt werden, passt also gut in unsere Zeit. Zu den Sprachkenntnissen sind einige zusätzliche Kenntnisse erforderlich, die teilweise über berufliche Weiterbildung erworben werden können. Darüber soll dieser Artikel informieren.
Begriffsklärung: Übersetzer und Dolmetscher
Als professioneller Übersetzer arbeitet man in erster Linie in Schriftform. Typische Aufträge sind Übersetzungen von Artikeln und Büchern, aber auch rechtlich relevanten Schriftstücken wie Verträgen, Gutachten oder Bedienungsanleitungen. Die Aufträge kommen entweder direkt vom Kunden oder über Portale, auf denen sich der Übersetzer registriert. Die Arbeit kann fast immer von zuhause aus erledigt werden, es sei denn, man arbeitet für ein Übersetzungsbüro. Vorteil des Übersetzers: er kann bei Zweifeln in Sprachlexika nachschlagen.
Als Dolmetscher geht es dagegen hauptsächlich um mündliche Übersetzungen. Typische Arbeitsorte sind Konferenzen, TV-Berichte oder Gerichtssäle. Dieser Job verlangt extrem schnelles Denken gleichzeitig in zwei Sprachen und eine äußerst gute Beherrschung beider Sprachen. Man unterscheidet zwischen Simultandolmetschen (zeitgleich Hören und Sprechen) und Konsekutivdolmetschen. Bei Letzterem übersetzt der Dolmetscher in Gesprächspausen des Sprechers.
Grundlagen der Ausbildung
Die Berufsbezeichnung ist in Deutschland nicht geschützt. Dennoch wird im Allgemeinen eine abgeschlossene Grundausbildung im verwaltenden oder kaufmännischen Bereich und ein Sprachexamen vorausgesetzt. Anschließend erfolgt dann eine Weiterbildung an verschiedenen Institutionen.
Wo findet die Weiterbildung statt?
Zunächst einmal gibt es sogenannte Fachakademien speziell für Übersetzer. Nicht alle sind jedoch gesetzlich geregelt, von Bundesland zu Bundesland kann es daher Unterschiede geben. Interessierte informieren sich am besten auf dem Informationsportal des Bundesverbandes der Dolmetscher und Übersetzer oder auf dem Informationsportal der EU über die einzelnen Fachakademien, die es in Deutschland gibt.
Eine weitere Möglichkeit bietet die Berufsschule als Teil der Ausbildung. Berufsschulen sind für Ihren Praxisbezug bekannt, gelegentlich verbringt man einen Teil der Weiterbildung in der Berufsschule und einen Teil im Ausbildungsbetrieb. Spezialisiert man sich also auf Spanisch bietet sich ein spanisches Übersetzungsbüro für ein Praktikum an. Dabei wechseln sich theoretische und praktische Lernmodule ab, zusätzlich werden Kenntnisse in der Textverarbeitung vermittelt.
Unter Umständen kommt für Berufstätige auch eine Ausbildung im Fernstudium in Frage.
Wie lange dauert die Ausbildung?
Die Ausbildung zum Übersetzer und Dolmetscher dauert drei Jahre, wenn sie in Vollzeit erfolgt. Wer dagegen die Ausbildung neben der Arbeitszeit als Weiterbildung in Teilzeit absolviert, muss entsprechend längere Zeit einkalkulieren. Zum Beispiel gibt es die Möglichkeit, ein Jahr lang jedes Wochenende den Unterricht zu besuchen. Besonders beim Fernstudium besteht die Möglichkeit, die Lernzeiten flexibel an die eigenen Bedürfnisse anzupassen.
Unabhängig davon, ob man die Ausbildung an einer privaten oder öffentlichen Sprachschule macht, steht am Ende der Abschluss. Oft kann man wählen zwischen dem staatlich anerkannten Übersetzer und dem IHK-geprüften Übersetzer. Im ersten Fall findet die Prüfung vor einer staatlichen Kommission statt, im zweiten Fall gibt es die Weiterbildungsprüfungen der IHK. Wer vor Gericht übersetzen möchte, benötigt allerdings zwingend die staatliche Prüfung.
Welche Spezialisierungen gibt es
Neben den bereits erwähnten Spezialisierungen wie z.B. als Simultandolmetscher im TV, in Gerichtsverhandlungen oder Übersetzer im Vertragsrecht gibt es auch noch weitere interessante Spezialgebiete. So bietet die EU-Kommission in Brüssel oder das EU-Parlament in Straßburg sehr viele institutionelle Stellen, auch dezentral in vielen Ländern. Besonders für Jobsuchende mit Kenntnissen in mehr als einer Fremdsprache können diese Institutionen insofern attraktive Arbeitgeber sein.
Auf der anderen Seite kann man sich durch eine entsprechende fachliche Weiterbildung auf den Rechtsbereich spezialisieren. Vielleicht bietet sich auch eine Stelle an der Börse, und man kann hautnah interessante News vom Dax miterleben. Auch ein Job in der freien Wirtschaft in einem privaten Unternehmen ist interessant, in diesem Falle empfiehlt sich ein Studium der Fachbegriffe und der Unternehmenskultur.