ASML trotzt schwacher Auftragslage mit Gewinnsprung – Trump-Tarife werfen Schatten auf Erholung
Mit einem Umsatzsprung auf 7,74 Milliarden Euro und einem Nettogewinn von 2,36 Milliarden Euro hat ASML im ersten Quartal deutlich stärker verdient als erwartet – und das trotz einer spürbaren Investitionszurückhaltung der Chipindustrie. Die Bruttomarge erreichte 54 % und lag damit über den Erwartungen, ein Zeichen für die operative Stärke des Unternehmens selbst in einem durchwachsenen Marktumfeld.
Dennoch verfehlten die Neuaufträge mit 3,94 Milliarden Euro die Analystenschätzungen von 4,84 Milliarden Euro deutlich. Besonders auffällig war die Zurückhaltung bei den hochpreisigen EUV-Systemen, für die nur 1,2 Milliarden Euro an Bestellungen eingingen – rund 24 % unter der Markterwartung.
Hintergrund dieser Zurückhaltung ist eine zunehmende Skepsis gegenüber Investitionen in teure Halbleiterausrüstung. Ausgelöst wurde diese unter anderem durch Berichte über das chinesische Unternehmen DeepSeek, das nahezu konkurrenzfähige KI-Modelle auf Basis veralteter Chips entwickelt haben will. Eine technologische Zäsur, die bei Investoren Fragen aufwarf: Braucht es überhaupt noch High-End-Maschinen wie die von ASML, um bei KI vorne mitzuspielen?
Hinzu kommt eine neue Unbekannte: die erratische Zollpolitik der US-Regierung unter Donald Trump. Zwar bleiben einige Produktkategorien wie Smartphones oder Speicherchips zunächst von den Anfang April verhängten Sonderzöllen verschont, doch laut Handelsminister Howard Lutnick ist bereits eine zweite Welle in Vorbereitung – diesmal mit Fokus auf Halbleiterprodukte.
ASMLs CFO Roger Dassen warnte vor potenziellen Belastungen durch mögliche US-Zölle auf Maschinen oder Komponenten, die das Unternehmen in die USA liefert oder von dort bezieht. Auch andere Länder könnten mit Gegenzöllen auf in den USA gefertigte Produkte reagieren. Das Unternehmen arbeite „sehr aktiv mit dem gesamten Ökosystem“ zusammen, um Folgen zu begrenzen.
Trotz allem bleibt das Unternehmen bei seiner langfristigen Perspektive optimistisch. Die Umsatzprognose für das Gesamtjahr liegt weiterhin bei 30 bis 35 Milliarden Euro. Bis 2030 erwartet ASML eine Steigerung auf 44 bis 60 Milliarden Euro. CEO Christophe Fouquet betonte: „Unsere Kundengespräche stützen die Erwartung, dass 2025 und 2026 Wachstumsjahre werden.“ Doch auch er räumt ein: Die geopolitische Lage mache verlässliche Prognosen zunehmend schwieriger.