Anstieg der Sozialbeiträge: Wirtschaftsexperten schlagen Alarm
Die Ausblicke für die deutschen Sozialabgaben zeichnen ein düsteres Bild: Experten prognostizieren bereits für das kommende Jahr einen merklichen Anstieg der Krankenkassenbeiträge in Höhe von etwa 0,2 Beitragssatzpunkten pro Jahr, falls keine Reformen umgesetzt werden. Der renommierte Gesundheitsökonom Jürgen Wasem äußerte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass ohne strukturelle Veränderungen mit einer kontinuierlichen Erhöhung zu rechnen sei.
Laut dem Berliner Forschungsinstitut IGES mussten Durchschnittsverdiener zu Jahresbeginn einen erheblichen Sprung in ihrer Beitragsbelastung hinnehmen, was zu einer zusätzlichen Belastung von jährlich 255 Euro führte. Ohne weitere Maßnahmen wird diese finanzielle Belastung der Bürger steigen, was bereits jetzt absehbar auf einen Gesamtbeitrag zwischen 46 und 53 Prozent durch die sozialen Sicherungssysteme anwachsen könnte.
Inmitten dieser Entwicklungen äußerte sich DIW-Präsident Marcel Fratzscher kritisch zum gegenwärtigen Koalitionsvertrag, der aus seiner Sicht durch teure Versprechen die Problematik weiter verschärft. Besonders das stabile Rentenniveau und die ausgeweitete Mütterrente tragen zu einer drohenden Kostenexplosion bei, ohne den Fokus auf eine Begrenzung des Austiegs zu legen. Zeitgleich dämpfen hohe Sozialabgaben den privaten Konsum und behindern die wirtschaftliche Erholung in der Bundesrepublik signifikant.
Auch Nicolas Ziebarth vom Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung weist darauf hin, dass ohne tiefgreifende Reformen der soziale Kostendruck ungebremst steigen wird. Diese Ansicht teilt Jochen Pimpertz vom Institut der deutschen Wirtschaft, der kritisiert, dass politische Entscheidungen zugunsten unverbindlicher Kommissionen vertagt werden. Vorschläge zur Kranken- und Pflegeversicherung, die erst 2027 erwartet werden, könnten nach Einschätzung von Pimpertz den Weg aus der aktuellen Misere erheblich verzögern und die drängenden Herausforderungen nicht rechtzeitig adressieren.