Amerikanische Anleihen unter Druck: Steigende Inflationssorgen belasten den Markt
Die langfristigen US-Staatsanleihen, verfolgt durch den populären iShares 20+ Year Treasury Bond ETF, erlitten am Mittwoch ihren stärksten Rückgang seit über einem Jahr und sanken um mehr als 2,6 %. Investoren trennten sich von festverzinslichen Wertpapieren angesichts wachsender Erwartungen an höhere Haushaltsdefizite und steigende Inflation, ausgelöst durch Donald Trumps Wahlsieg.
Dieser Marktrückgang erfolgt einen Tag vor einer entscheidenden Zinsentscheidung der Federal Reserve, die für Donnerstag um 14 Uhr ET geplant ist. Die Fed wird allgemein erwartet, die Zinssätze um 25 Basispunkte auf eine Spanne von 4,5 % bis 4,75 % zu senken, wie das CME FedWatch Tool zeigt. Obwohl die Entscheidung weitgehend sicher ist, richten Investoren ihr Augenmerk auf die Kommentare von Fed-Chef Jerome Powell, die maßgebliche Einblicke in die Haltung der Zentralbank zu Inflation und Fiskalpolitik geben könnten.
Mit Spannung wird beobachtet, ob mögliche Veränderungen in der Fiskalpolitik unter Trump die Fed dazu veranlassen könnten, ihren Kurs zu ändern. Ökonomen sind sich überwiegend einig, dass Zölle und Steuersenkungen die Inflation ankurbeln könnten, was zu einer stärkeren Reaktion der Notenbank führen dürfte. JPMorgan schätzt, dass universelle Zölle zusammen mit inländischen Steuersenkungen die US-Inflation um bis zu 2,4 % erhöhen könnten.
Jan Hatzius, Chefökonom von Goldman Sachs, schlägt vor, dass Trumps Politik die Kerninflation bis 2025 über 3 % halten könnte, weit über dem 2-%-Ziel der Fed. Diese Faktoren könnten Zinsanpassungen verzögern, die sonst schneller erfolgen würden.
Mark Cabana, Analyst bei der Bank of America, erwartet eine Zinsreduktion um 25 Basispunkte im November und prognostiziert einen optimistischen Ton von Powell. Schwächere Arbeitsmarktdaten im Oktober und nach unten revidierte Gehaltszahlen seien ausschlaggebende Faktoren für diesen Zinsentscheid. Zudem deutet die Bank of America darauf hin, dass diese Trends die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinsreduktion im Dezember erhöhen.
David Mericle, Ökonom bei Goldman Sachs, hebt hervor, dass jüngste Inflationsdaten die Sorgen um eine wieder anziehende Teuerung gemildert haben. „Bessere Inflationsnachrichten haben die Befürchtungen einer hartnäckigen Inflation aus dem Jahresverlauf entschärft“, bemerkte er. Trotz eines abgekühlten Arbeitsmarktes signalisiere das starke BIP-Wachstum im dritten Quartal die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft. Goldman Sachs prognostiziert nun vier zusätzliche Zinssenkungen in der ersten Jahreshälfte, was die Zinsen auf 3,25 % bis 3,5 % senken würde.