AI-Revolution im Suchmaschinenmarkt: Herausforderer auf den Spuren von Google
Die Erwartungen waren hoch, als ChatGPT vor fast zwei Jahren in die Welt der Internetsuche eintrat. Viele rechneten mit großen Umwälzungen. Doch jüngste Quartalszahlen zeigen, dass Google generative KI-Technologien in seine Suchmaschine integriert hat und sich, wenn überhaupt, in einer stärkeren Position als zuvor befindet.
Dennoch weht ein frischer Wind. Ereignisse dieser Woche deuten auf eine neue Phase im mit KI angereicherten Suchmaschinen-Wettbewerb hin. Am Montag wurde mit der Einführung von Apple Intelligence und einer überarbeiteten Siri-KI ein erstes Signal gesetzt. Die bevorstehende Integration von OpenAI's ChatGPT in Siri eröffnet iPhone-Nutzern neue Suchmöglichkeiten und durchbricht die bisher exklusive Partnerschaft zwischen Apple und Google. Ein US-amerikanisches Kartellverfahren gegen Google droht diese Beziehung weiter zu belasten.
Auch Meta plant Großes. Am Mittwoch verkündeten deren Führungskräfte eine Erweiterung ihres webbasierten Suchangebots innerhalb des hauseigenen Meta AI Assistenten. Trotz Spekulationen über einen möglichen Ersatz der Suchmaschinen Google und Bing mit einer eigenen Engine seitens Meta, gab es keine offizielle Bestätigung. Finanzchefin Susan Li betonte jedoch Metas eigener Webcrawler. Meta AI plant zudem, immer komplexere und "monetarisierbare" Suchanfragen zu verarbeiten – ein klarer Vorstoß auf Googles Terrain.
Den wohl unmittelbarsten Vorstoß in dieser Woche machte OpenAI am Donnerstag mit der Ankündigung, Websuche in ChatGPT zu integrieren, ein Projekt, an dem man seit Juli arbeitet. Nutzer des Chatbots werden zukünftig aktuelle Informationen direkt in ihren Konversationen finden, inklusive Links zu Quellen im Web.
Interessant ist, dass keiner dieser Schritte darauf abzielt, Google mit einer konkurrierenden allgemeinen Suchmaschine anzugreifen. Diese Strategie war über Jahre eher ein Friedhof für aufstrebende Wettbewerber. Stattdessen integrieren sie Suchfunktionen in Chatbots und KI-Assistenten, die zunehmend Aufmerksamkeit im Netz auf sich ziehen. Diese intelligenten Begleiter, die zunehmend Handlungen für ihre Nutzer übernehmen, benötigen die Fähigkeit, relevante Informationen aus dem Netz zu ziehen.
Für Google entsteht daraus ein Dilemma, das viele beherrschende Tech-Unternehmen kennen. Sollte man störende Technologien in bestehende Produkte integrieren, oder daraus einen neuen Service entwickeln, der eines Tages die bestehende Dominanz bedrohen könnte?
Google hält sich beide Optionen offen. Es hat AI Overviews – KI-generierte Zusammenfassungen von Webseiten – in seine Suchmaschine integriert und einen eigenständigen Chatbot namens Gemini herausgebracht. Diese Woche gab Google bekannt, dass AI Overviews bei Nutzern beliebt sind und in 100 weiteren Ländern eingeführt werden sollen. Suchwerbung wurde schon in die Overviews integriert, ein Faktor hinter Googles starken Quartalsergebnissen.
Obwohl Google mit wachsender Konkurrenz im Bereich der Chatbots und Assistenten konfrontiert ist, bleibt es zuversichtlich. OpenAI's ChatGPT zieht 250 Millionen Nutzer pro Woche an, während Meta AI 500 Millionen monatlich erreicht. Dennoch hat Geminis Einbindung in die auf Android basierenden Systemdienste Potenzial. Diese Woche erfolgte die Integration in Google Maps, eines von sieben Google-Diensten, die über 2 Milliarden Menschen erreichen.
Selbst im Zeitalter der KI wird Googles Dominanz noch lange bestehen. Laut Richter Amit Mehta, der das US-Kartellverfahren gegen Google überwacht, verschafft ihm die große Menge an gesammelten Suchanfragedaten einzigartige Einblicke in relevante Web-Ergebnisse, die generative KI-Modelle allein nicht leisten können. Fest verankertes Nutzerverhalten wird die Umstellung verlangsamen. Googles Rolle als führende allgemeine Suchmaschine bleibt sicher. Doch mit der Verbreitung der Suche über neue KI-getriebene Chatbots, Assistenten und Agenten kann Google nicht mehr wie gewohnt die uneingeschränkte Aufmerksamkeit seiner Nutzer erwarten.