Usyk bleibt Box-König - Nächster Mega-Kampf winkt
Riad (dpa) - Nach der erneuten Machtdemonstration im Schwergewicht wurde noch im Ring die Werbetrommel für Oleksandr Usyks nächsten Mega-Kampf gerührt. IBF-Weltmeister Daniel Dubois crashte das Siegerinterview, gratulierte dem Ukrainer zum zweiten Triumph gegen Tyson Fury und forderte gleich mehrmals: «Ich will meine Revanche!» Usyk drehte sich zum Veranstalter um und sagte trocken: «Organisiere mir einen Fight gegen Daniel Dubois. Danke schön.»
Ein erneuter WM-Vereinigungskampf im saudi-arabischen Riad ist sicher ganz nach dem Geschmack des mächtigen Sportfunktionärs Turki Al-Sheikh. Aus dem Box-Duell Usyk gegen Fury ist zumindest nichts mehr herauszuholen. Sieben Monate nach dem ersten Duell gewann der Dreifach-Weltmeister auch den WM-Rückkampf - diesmal sogar einstimmig nach Punkten.
Glückwünsche von Selenskyj und Klitschko
Dafür gab es präsidiale Glückwünsche aus der kriegsgeplagten Heimat. «Sieg! So wichtig und so nötig für uns alle jetzt», schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei Telegram. Mit der erfolgreichen Verteidigung der WM-Titel der Verbände WBC, WBA und WBO habe Usyk demonstriert, dass die Ukrainer nicht aufgäben, was ihnen gehöre, ergänzte Selenskyj.
Auch Vitali Klitschko, einst wie Usyk Schwergewichts-Champion und heute Kiewer Bürgermeister, gratulierte seinem Landsmann. «Der Sieg heute ist nicht nur deiner persönlich - es ist ein Sieg für die Ukraine», schrieb er. Bruder Wladimir, um den es Comeback-Gerüchte gibt, war live vor Ort und bezeichnete den in 23 Profikämpfen noch unbesiegten Usyk als «wahre Legende».
Nach dem Ende der letzten von zwölf packenden Runden machte sich aber zunächst Erleichterung breit. Usyk (37) ließ sich auf die Knie fallen, von Fury (36) gab es einen Kuss auf die Glatze. Der Brite wusste in dem Moment längst, dass ihm der Ukrainer die zweite Niederlage der Karriere zugefügt hatte. Doch hinterher beklagte sich der Exzentriker öffentlichkeitswirksam über das Urteil - alle drei Kampfrichter hatten mit 116:112 für Usyk gewertet.
Fury fühlt sich betrogen
Er sei «beraubt» worden, polterte der Ex-Champion, der sich als Gewinner in beiden Kämpfen sah. «Ich glaube, Usyk hat ein Weihnachtsgeschenk bekommen, aber es ist nicht Oleksandrs Schuld.»
Fury bot teilweise starke Gegenwehr und setzte auch ein paar gefährliche Kopftreffer beim favorisierten Gegner. Doch der Sieg ging verdientermaßen an den aktiveren und technisch sauberer boxenden Athleten. Fury sei ein «großartiger Kämpfer», meinte Usyk, der sich beim Briten für insgesamt «24 unglaubliche Runden in meiner Karriere» bedankte.
Im Mai hatte sich Usyk nach dem Punktsieg gegen Fury als erster Boxer seit Lennox Lewis vor mehr als 25 Jahren zum sogenannten «Undisputed Champion» gekrönt - er sicherte sich alle WM-Titel der vier bedeutenden Weltverbände. Weil er seinen Titel aber nicht verteidigte, wurde der IBF-Gürtel inzwischen Dubois zugesprochen.
Holt sich Usyk jetzt den IBF-Titel zurück?
Usyk und Dubois standen sich schon mal im Ring gegenüber, im August 2023. Usyk setzte sich zwar durch technischen Knockout durch, doch Dubois hatte den Dominator immerhin einmal auf die Bretter geschickt und sich angesichts der anschließenden Tiefschlag-Diskussion um den Sieg betrogen gefühlt.
Usyk hat keine Probleme damit, die Dinge mit Dubois ein für alle Mal zu klären. «Ich bin bereit», sagte er. Doch nun wolle er erst einmal «nach Hause» und sich «ein bisschen erholen». Den Sieg widmete er seiner eigenen Mutter und «allen Müttern in der Ukraine».
Kritik an Saudi-Arabien eher leise
Usyk und Fury boten für ihre hohen Millionen-Gagen wieder eine große Show, die Misstöne um den Austragungsort waren kaum vernehmbar. Saudi-Arabien, das wegen seiner Menschenrechtslage kritisiert wird, versucht, durch große Sportveranstaltungen auch sein Image zu verbessern. In der Boxszene wird das jedoch weniger kritisch gesehen, auch ein möglicher WM-Vereinigungskampf Usyk gegen Dubois dürfte in Riad stattfinden.